Das schöne Tal

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Belvaux – kann ein Zielort schöner heißen und kann das Wetter unpassender sein?
Schöne Radtouren in die belgischen Ardennen werden durch kühles und regnerisches Wetter nicht noch schöner. Wetter gehört bei dieser Sportart aber dazu und ist vom Radler zu ertragen. Krähenflug 2013 mit 3 Ardennentouren von Kornelimünster nach Belvaux sur Lesse und zurück.

Mittwoch, 29. April
Nach einem sonnigen Dienstag zogen schon morgens die Wolken wieder auf. An der Bahnhofsvision versammelte sich die mutige Radlertruppe, um dem Wetter zu trotzen und mit dem Rennrad in die Ardennen zu ziehen. Nach einem langen Blick in die Wolken entschied Frank für sich, das Fahren des Begleitbullis zu übernehmen. Die anderen 6 Fahrer stellten die Vorderräder in den Wind und zogen via Vennbahnradweg nach Belgien. Noch war es trocken. Hinter Raeren mischten sich aber immer mehr Regentropfen unter den Wind.
Die Strecke führte uns nach Eupen und durch das Wesertal bis Goé, weiter nach Hévremont und rüber nach Verviers. Inzwischen war der Regen stärker geworden. Nachdem wir die richtige Straße aus Verviers heraus gefunden hatten, ging es dann aber steil aufwärts – auf die Höhe bei Jehanster. Die Kälte erwischte uns dann wieder in der Abfahrt über Sassor nach Theux.
Hier hatte Frank schon eine passende Boulangerie ausgemacht und fürs Erste wurden Kalorien in Form von belgischem Gebäck aufgenommen. Der Tag hätte so enden können, aber wir fuhren weiter, kämpften gegen Wind, Regen und Steigungsprozente hoch nach Jevoumont und über die Hochebene nach Louveigne. Weiter ging es über kleine Nebenstraßen durch Orte wie Blindef, Hornay, Lince und hinab in das Tal der Ourthe.
In Poulseur verließen wir wieder das Tal und fuhren nach Anthisnes. Weiter nach Ouffet, von wo der Garmin (der Blöde) uns beinah hatte zurückfahren lassen. Nach einer Irrfahrt durch den Ort waren wir wieder auf der geplanten Strecke angekommen, aber in falscher Richtung. Wir erreichten das schöne Néblon-Tal, kamen nach Ocquier, Bonsin, Maffe. Viel Landschaft, tolle Abfahrten. Aber, bei Regen und Kälte doch nicht so schön, wie es hätte sein können. Auf dem üblen Radweg entlang der N929 erwischte es Lutz dann auch noch mit einer Panne. Wir durchfuhren Haversin, von wo es fast nur noch bergab ging bis in das Tal der Lesse. Die Kälte lähmte die Finger, ich konnte kaum noch schalten.
Wir überquerten die Lesse und bogen bei Villers-sur-Lesse ab in die Wiesen und Auen von Lesse und Wimbe. Hinter Lessive passierten wir die großen Teleskopantennen, niemand schaute rüber. Nur noch wenige Kilometer, der geübte Krähenflieger wartet jetzt auf den Schlussanstieg. Bei km 135 war es soweit, der letzte – oder vorletzte – Berg, über den Hügel nach Affe und noch mal in die Gegensteigung, dann aber wieder runter in das schöne Tal „Belvaux”. Das waren 141 km mit etwa 2000 Höhenmeter, den ganzen Tag durch Regen und Kälte. {multithumb thumb_width=800px}

camping

Der wunderschön gelegene Campingplatz am Ortsrand direkt neben der Lesse entpuppte sich als Enttäuschung, was die Ausstattung der Sanitäranlagen betraf. Weiterhin gab die anschwellende Lesse und der Wasserstand in den umgebenden Wiesen Anlass zur Sorge. Ein Glück, das wir von einem erfahrenen Camper empfangen wurden. Jürgen und die anderen Begleiter/-innen bemühten sich um den Aufbau des neuen Wohnzeltes und als Rettung aller ausgekühlten Radfahrer zündete Caravan Schneiders dann noch eine Zeltheizung an. Nun waren Regen und Kälte fast vergessen. Das wohlschmeckende Gulasch hatte die Bahnhofsvision vorbereitet und wurde in der Pfanne erhitzt, die Getränke konnten bei 7°C Außentemperatur direkt verarbeitet werden.

Donnerstag, 30. April
7.14 Uhr. Plötzlich stille. Das Regengeprassel auf den Zeltbahnen hatte aufgehört. Nach dem Aufstehen unternahm ich mit Frank einen kleinen Spaziergang entlang der Uferstraße. Aus den Kanaldeckeln sprudelte Wasser, stellenweise war die Straße überflutet, in den Wiesen hinter dem Camping standen Seen.
Langes Frühstück mit viel Kaffee, nach der Regenfahrt am Vortag mussten auch die Räder instand gesetzt werden. Einige trauten dem Wetter nicht und entschieden sich für den Besuch in der Grotte – ihre Räder mussten als Ersatzteillager herhalten.


Erst spät – so gegen 11.30 Uhr – kamen wir in die Pedale. Von Belvaux erst wieder hoch über den Hügel von der Lesse zur Lesse. Wir fuhren jetzt an der Lesse entlang in Richtung Süden. Es war kühl aber trocken. Wir genossen das Tal mit dem vom Regen angeschwollenen Strom, alte Bruchsteinhäuser und Wassermühlen. Vor Daverdisse dann der erste Ernstfall: Steil zog sich die Straße den Berg hoch zum Ort und durch den Ort. Wir verließen die Lesse, um sie hinter Daverdisse wiederzufinden. Wieder hoch nach Séchr’ri und weiter zum Bücherdorf Redu. Zum Lesen blieb keine Zeit, wir suchten die Lesse und fanden sie im gleichnamigen Ort wieder. Es folgte wieder ein langer Anstieg, der uns jetzt endgültig von der Lesse wegbrachte.
In Maissin bogen wir ab nach Oûr, fuhren weiter nach Opont und Naomé. Zwischen Carlsbourg und Vivy erreichten wir nach 43 km mit etwa 450m üNN den Tageshöchstpunkt. Jetzt ging es bergab nach Rochehaut, wo uns der Aussichts-Höhepunkt erwartete. Der Blick fiel tief hinab in das Tal der Semois die hier einen 180°-Bogen beschreibt, auf der Halbinsel liegt wie gemalt der Ort Frahan. Passend dazu zeigten sich am Himmel blaue Flecken und hier und da blinzelte zur Belohnung die Sonne durch die Wolken.

Es folgte die rasende Abfahrt über löchrigen Asphalt hinab zur Semois. Durch das Tal drückte Lars auf die Tube, Mouzaive am anderen Ufer rauscht vorbei und wir in einen 2 km langen Anstieg hinein, hinaus aus dem Tal und wieder hinab nach Vresse sur Semois. Der Zug rollte durch Membre und nach Bohan, wo er am Supermarkt zum Nachfüllen der Vorräte zum Stehen kam. Weiter ging es durch das Tal und über die französische Grenze, der Ort Les-Houte-Rivières sah etwas heruntergekommen aus. Am Tiefpunkt der Runde mit etwa 156 m üNN verließen wir die Semois wieder in Richtung Belgien. Über rund 10 km ging es wieder hoch auf etwa 380 m üNN auf das Plateau der Ardennen.

Weiter ging die Fahrt über das von Flusstälern durchzogene Plateau. Bei Gedinne waren wir im Tal der Hoille das wir aber gleich nach Sart-Custinne verließen um die 3 km lange Abfahrt nach Vencimont zu bekommen wo wir den Fluss La Hoille überquerten. Klar das wir uns hinter der Brücke gleich wieder auf den Weg nach oben machten, nach rund 96 km gingen die teils steilen Rampen in dem 2,5 km langen Anstieg schon schön in die Beine.
Ab jetzt war der Streckenverlauf aber wieder überwiegend bergab. Hinter Froidfontaine erreichten wir den Fluss La Wimbe, über kleine Straßen durchfuhren wir Orte wie Honnay, Froidlieu usw., bevor wir bei Lessive wieder in das Tal der Lesse kamen. Nur gut das sich niemand an die Hinfahrt am Tag zuvor erinnern konnte oder wollte, sonst hätte er gemerkt, dass wir hier schon mal in entgegengesetzter Richtung unterwegs waren. Wir bogen jetzt ab nach Éprave, überquerten die Lesse (zum wievielten Mal heute?), fuhren rüber zur N86, die wir für nur 400 m benutzen mussten.
Die kleine Straße links ab war kaum zu erkennen, führte aber sehr offensichtlich quer zum Talverlauf. Der letzte Berg, also der Erste der Letzten. Noch mal einen Kilometer steil hoch und über ein paar kleine Gegensteigungen bis Wavreille, ein Stück auf der N899 und rechts ab nach Belvaux. Zur Belohnung gab es noch eine Abfahrt, 3 km bergab bis zum Camping.
Nach 138 km mit wieder gut 2000 Höhenmeter hatten wir eine tolle Runde durch die südlichen Ardennen hingelegt. Schöne Landschaften, beschauliche Täler, malerische Orte, verkehrsarme Straßen. Die Ardennen sind immer eine Runde wert.
Am Abend fanden wir uns im Restaurant “Auberg du Moulin” wieder. Mit leckerem Essen und (eigentlich) noch leckererem Bier wurden die Muskeln in die Regeneration geschickt. Am späteren Abend zündete Oberbrandmeister Joi dann noch in seiner Brennschüssel ein Feuer an das dann auch noch wunderschön von außen wärmte.

Freitag, 31. April
7.46 Uhr, erste Tropfen knallten auf das Zeltdach und kurz danach setzte ein Schauer ein. Ein Glück, das es bald wieder aufhörte. Aber es war kalt und feucht, Dunst hing im Tal. Nach langem Frühstück und Abbau des Zeltlagers stand die Rückfahrt auf dem Programm. Mir fehlte die Kraft und, bevor mir jemand zuvor kam, übernahm ich freiwillig den Fahrdienst.
Es ging wieder zurück nach Kornelimünster, die gestrige Schlussabfahrt wurde jetzt zum Starterberg. Über Wavreille nach Forriéres, über kleine Nebensträßchen durch Wiesen, Äcker und kleine Orte windet sich die Strecke langsam in die Ardennen hoch. Verdenne, Marenne und über eine länger Abfahrt wieder hinab an die Ourthe bei Hampteau. Rüber nach Fisenne in das Aisne-Tal und von dort durch Érezée der lange Weg auf die Höhe bei Grandmenil und Manhay.

In Manhay gab es noch einmal Reisfladen, bevor der schönste Teil der Fahrt angegangen wurde. Die Fahrt durch das Tal der Lienne ist immer wieder ein Erlebnis, auch wenn die Straße streckenweise den Zustand eines Feldweges hat. Wo die Lienne aber in die Ambève mündet, heißt es wieder klettern, nämlich über Târgnon nach Stoumont. Ab hier war es dann nur noch ein Sonntagsausflug nach Hause. La Gleize und klassisch über La Rosier nach Spa bzw. Nivezé. Tiège, Jalhay, Eupen, der dritte Tag brachte noch mal 134 km mit etwa 1900 Höhenmeter.

Krähenflug 2019

Strecke und Höhenprofil

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