Krähenflug – Regen, Sonne und ein geteilter Hirsch

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Mittwoch 6. Juni, die Rennräder geputzt, Ketten geölt, Reifen auf Hochdruck, der Krähenflug nach Obersgegen bei Körperich in der Südeifel konnte beginnen. Nur das Wetter war noch nicht bereit. Zur geplanten Abfahrtszeit um 9.00 Uhr goss es wie aus Kübeln. Letzte Eilmeldungen über das Forum, Lars am Regenradar, das Wetter wird besser werden. Eine echte Krähe lässt sich nicht von ein paar Tropfen aufhalten.

Tatsächlich waren 5 Fahrer am Start, Lars saß ja noch am Regenradar und Albrecht schaute nur kurz vorbei, der Arme-Glückliche konnte noch nicht mitfahren und übernahm am Nachmittag den Gepäcktransport. Kurz nach 10 ließ der Regen nach, Lars tauchte aus dem Dunst auf und es konnte los gehen.

Tag 1: Ourtal-Ourtal-Ourtal

Die neuen Teilstücke des Vennbahnweges nutzend ging es nach Schmithof, Raeren, Petergensfeld, Fringshaus, Konzen. Hier war der Teer am Vennbahnweg noch so heiß das wir auf der Straße weiter mussten. Ins Leyloch und wieder Vennbahnweg nach Küchelscheid. Stürmischer Gegenwind, immer wieder Regenschauer, gute Stimmung im Peloton sieht anders aus, und jetzt noch auf der Rurstraße nach Camp Elsenborn. Nachdem die ersten 20 km fast nur bergauf gingen, wurden jetzt der Regen und die niedrige Temperatur zunehmend unangenehmer. Weywertz, Schoppen, über kleine Nebenstrecken durch die Felder, die Regenpausen wurden länger, Hoffnung auf eine noch schön werdende Radtour keimten auf. Schoppen, Möderscheid, tolle Fernsicht von den Höhen, Ambleve, der Himmel reißt auf, über das Hochplateau und in rasender Abfahrt nach Schönberg. Das Ourtal war erreicht.

Schönberg, wir kennen die Bäckerei Keller und die Bäckerei Keller kennt uns. Alles, was nach Kuchen und Kalorien aussah, wurde verputzt, Flaschen gefüllt und weiter. Zwischendurch war wieder ein Schauer niedergegangen. Bei Alfersteg verdunkelte sich der Himmel vor uns derart, dass wir bedenken hatten weiterzufahren. Der Wind blies das Unwetter aber vorbei, wir bekamen es nur am Rand ab. Ab Steinebrück im Ourtal begann die Tour dann so richtig, ab jetzt wurden Höhenmeter gemacht.

Erst ging es hoch nach Lommersweiler und gleich wieder runter, wieder hoch nach Maspelt und über Bracht zurück ins Ourtal. Kaum im Tal links ab und über 3 km Anstieg nach Lützkampen. Tatsächlich kam jetzt immer öfter die Sonne durch. Von der Höhe bei Haarspelt bis Dahnen boten sich fantastische Blicke über Eifel und Ardennen, klares Licht, Sonne und Wolken im Wechsel. Einzig der Gegenwind blieb uns erhalten, über die Höhe fahren war auch ein ständiges Auf und Ab. Bei Dasburg dann die Abfahrt fast bis ins Ourtal, vorher aber links auf die B410 und gleich wieder rechts nach Preischeid. Die kleine Straße führte mit knackigem Anstieg der Likörsorte (15-20%) zurück auf die Höhe. Mit einer langen steilen Abfahrt ging es nun zum 3. Mal in das Ourtal bei Übereisenbach. Zunächst blieben wir noch auf deutscher Seite. Die schöne Uferstraße führte uns bis Gemünd, wo wir nach Luxemburg wechselten.

Die Our flussabwärts in der Sonne fahrend, die Regenjacken versteckt, welch ein Spaß nach dem üblen Auftakt am Morgen. Nach einem Blick auf das sonnige Bivels weiter nach Vianden mit der imposanten Burg hoch oben auf dem Berg. Bei Roth an der Our weitet sich das Tal, die Sonne verwöhnt uns, Gentingen, Ammeldingen, wo ist eigentlich Obersgegen, klar, „Obers…”, Schlussanstieg. Nach 140 gefahrenen Kilometern noch einmal 2,5 km lang aus dem Ourtal heraus. Die kleine Straße windet sich durch den Wald den Hang hoch, durch die Felder weiter auf die Höhe und der Blick fiel hinab in das Gaytal bei Körperich. Von hier waren es nur noch eine kurze steile Abfahrt und 2 flache Kilometer bis Obersgegen, Camping Reles Mühle.

Der kleine Campingplatz liegt sehr schön direkt am Gaybach, total ruhig zu dieser Zeit. Albrecht war auch schon da und nachdem alles aufgebaut war, wurde das leckere Paprikagulasch mit Nudeln von der Bahnhofsvision verputzt und die Flüssigkeitsspeicher für den folgenden Tag gefüllt. Für abendliche Wärme sorgte dann Zapfenbrandmeister Joi mit seinem Zapfenfeuer. Die sportliche Männerrunde hatte den idealen Platz gefunden, direkt am plätschernden Gay-Bach.
Tourdaten: 149 km, 2100 Höhenmeter, 5:58 h Fahrzeit

Tag 2: zwischen Sauer und Alzette

Nach reichhaltigem und ausgedehntem Frühstück waren alle bereit zum Start. Die Sonne schien, kurze Hose, kurzes Trikot, wohlfühl. Von Obersgegen 10 km Abfahrt in das Sauertal, ein guter Start für müde Beine. Weiter durch das Sauertal: Dillingen, Bollendorf, Weilersbach. Hier scharf links und mit der Auffahrt nach Ferschweiler stand die erste Prüfung des Tages an. Ketten rasselten über die Ritzel, ein Knacken und Michels Schaltwerk hing nur noch am Zugseil. Reparaturversuche waren sinnlos, Michels Krähenflug war leider beendet.

Die übrigen 6 Fahrer schwangen sich auf die Höhe bei Ferschweiler und wieder hinab in das Prümtal. Entlang der Prüm zurück zur Sauer und bei Steinheim rüber nach Luxemburg. Weiter im Tal – Rosport, Hinkel – jetzt aber rechts ab aus dem Tal heraus. Der längste Anstieg des Tages über 6 km bis Dickweiler führte auf die Hochebene zwischen Sauer, Mosel und Alzette. Boursdorf, Berbourg, Olingen, Gonderange. In ständigem Auf und Ab ging es von Ort zu Ort, durch Wiesen und Wälder, mit schönen Aussichten. Die kurzen Steigungen auf den kleinen verkehrsarmen Landstraßen und befestigten Nebenwegen waren teils recht steil und auf Dauer anstrengend.
Steil bergab über zwei Serpentinen und im Kopfsteinpflaster endend führte die Straße nach Bourglinster mit schöner Altstadt und Burg. Bei Elsenborn wurde der südlichste Punkt der Runde erreicht, nur noch wenige Kilometer von Luxemburg-Stadt entfernt.

Wir wandten uns nach Norden, hoch nach Blaschette und mit einer 4 km langen Abfahrt durch den Wald nach Fischbach. Auch ein Ablenkungsversuch seitens Albrecht, der eine Ureinwohnerin nach der nächstgelegenen Bäckerei fragte, konnte nicht vor dem folgenden Anstieg retten. Knackig steil führte die Rue d l’Église den Besucher aus dem Ort heraus und uns weiter bergauf zum höchsten Punkt der Runde. Danach die schöne lange Abfahrt durch die mit Felskämmen versehenen Wälder nach Nommern. Die Frage nach Essbarem und Pause wurde auch hier negativ beschieden, am Himmel begannen sich Wolken zusammenzubrauen. Aus Nommern heraus musste noch ein 2 Kilometer langer Anstieg bewältigt werden, bevor die lange Abfahrt in das Sauertal begann. Über 11 Kilometer mehr oder weniger bergab bis Reisdorf, Zweierreihe, Tempo jenseits von 40, welch ein Spaß.

Der Himmel zog immer mehr zu, der Wind trieb erste Regentropfen vor sich her. Eile war angesagt, aber auch noch der obligatorische Schlussanstieg. Vorbei an der Sauer bis nach Wallendorf, durch den Ort steil hoch auf die Landstraße nach Niedersgegen, noch etwa 3 km bergauf. Eine kleine Abfahrt führt zurück in das Gaytal bei Niedersgegen. Körperich, Obersgegen, volles Tempo – wir hatten kaum den schützenden Pavillon erreicht, als die Wolken sich öffneten und ein schweres Unwetter über die Südeifel niederging.

Als die Sonne später wieder herauskam zogen wir nach Körperich zum Essen fassen. Der ländliche Gasthof im Gay-Tal war auf Männerrunden eingestellt. Nur Frank hatte eigentlich keinen Hunger, bestellte aber ein Essen, vegetarisch, da er eigentlich kein oder wenig Fleisch aß. Zu dritt hatten wir vom Hirschragout mit Rotkohl bestellt. Irgendwie verteilten sich Hirsch und Rotkohl dann am Tisch, wobei sich besonders der Veganer hervortat. Der spätere Abend klang aus an einem letzten Zapfenfeuer, entfacht und betrieben von Zapfenfeuermeister Joi.
Tourdaten: 126 km, 2000 Höhenmeter, 4:45 h Fahrzeit

3. Tag: Eifeltäler

Nach 2 Nächten am Gay-Bach wurde es Zeit für den Rückflug. Das Wetter war gut, Sonne, angenehme Temperatur aber starker Wind aus Südwest, bei überwiegender Fahrtrichtung Nord nicht wirklich störend. Die Frage, wer den Bulli zurückfährt, hatte Michel durch seinen Defekt für sich entschieden. Es ging flach los, genau 258 m weit, dann etwa 9 km fast nur bergauf bis auf 520 m Höhe. Erst ein Stück über die breite B50, dann links ab nach Koxhausen, am Schild „Herbstmühle” scharf links. Über eine 2 km lange kurvenreiche Abfahrt zurück ins Gaybachtal, um gleich auf der anderen Seite mit entsprechender Steigung wieder hinauszufahren. In Karlshausen, nach 14 km Fahrt, waren wir wieder auf Höhe für die folgende fast 4 km lange Abfahrt zur Karlshausermühle am Ihrsenbach. Es folgte natürlich der Anstieg zurück zur Höhe, 6 km lang nach Daleiden. Aber noch nicht genug, zu schön waren die rasenden Abfahrten. Also wieder runter an den Ihrsenbach und wir waren in „Irr”hausen. Wieder schlängelte sich die Straße zurück auf die Höhe nach Reiff, vorbei an „Leiden”born. Jetzt blieben wir aber oben, mit Rückenwind und ordentlich Druck am Pedal (Lutz!) ging es über die welligen Höhen bis Winterspelt. Bis hier waren 45 km mit etwa 800 Höhenmeter zurückgelegt, mit genussvollen Abfahrten und schweißtreibenden Anstiegen durch die Eifeltäler.

Hinter Winterspelt erreichten wir wieder das Ourtal. Über Alfersteg bis zur N626, links bis Eiterbach und auf einer kleinen Waldstraße immer bergauf aus dem Ourtal heraus bis Mayerode. Jetzt hieß es nur noch, nach Hause zu kommen. Die Kräfte ließen langsam nach, die Wolken am Himmel wurden auch wieder dunkler. Amel, Schoppen, Weywertz, Mützenich, Konzen. Wir nutzten jetzt die gleiche Strecke zurück wie auf der Hinfahrt.
Tourdaten: 127 km, 1800 Höhenmeter, 5:03 h Fahrzeit

Fotos von Joi

Krähenflug 2019

Strecke und Höhenprofil

Chic - Choc, Ardenne-Trophy 2012
Mittelmosel Triathlon
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