Krähenflug 2011 – 3 tolle Ardennentage
Es war ja eigentlich eine Jubiläumstour. Seit Emil, Peter und Werner 1985 auf dem Rad von Kornelimünster nach Luxemburg-Stadt fuhren, sind 25 Jahre vergangen. Zum 26. Mal fuhren wir also an einem der Feiertage Christi Himmelfahrt oder Fronleichnam in die Ardennen oder Eifel. Die diesjährige Strecke passte da gerade richtig zum Jubiläum. Viele der über die Jahre angefahrenen Orte tauchten in der Nähe auf: Dinant, Han-sur-Lesse, Bouillon, La Roche, Grupont, Houffalize usw. Bei der unsicheren Wetterlage blieben einige zuhause und verpassten einen der schönsten Krähenflüge (ich spreche nicht vom Wetter – obwohl: Wetter hatten wir reichlich).
Mittwochmorgen, 9 Uhr, Bahnhofsvision, trocken.
6 Krähen standen am Start zur Tour nach Amberloup. Über Lichtenbusch, Raeren und Eupen wurde die gewohnte Strecke in die Ardennen gefahren. An der Côte de Louveterie ging es erstmals richtig berghoch, der Himmel wurde dunkler. Bei Jehanster tröpfelte es, in Polleur schüttete es. Zum Glück war es nur ein Schauer, allerdings über die nächsten 4 Stunden. Von Theux weiter nach La Reid, dann wurde es hochprozentig bis Desnié und weiter hoch im plätschernden Regen auf eine kühle Höhe von 540 m üNN, die Vecquee als Abfahrt. An der Bäckerei in Stoumont konnte Albrecht allerdings nicht vorbeifahren, wir MUSSTEN anhalten.
Jetzt war eine der schönsten Radstrecken in den Ardennen angesagt, 20 km durch das Tal der Lienne, immer leicht ansteigend von 190 m auf 365 m üNN, auch im Regen ein Genuss. Als wir das Tal verließen, stand die Überquerung von Baraque de Fraiture an. Das hieß hoch auf über 600 m, und wie es zu dieser Gegend am besten passt, wurden Regen und Wind heftiger, dazu war es auf der Höhe unangenehm kalt. In den folgenden Abfahrten über Wibrin bis in das Tal der Ourthe wurde uns auch nicht mehr wärmer. Mit dem Anstieg aus dem Ourthetal nach Nisramont war dann aber mit der letzten größeren Steigung des Tages wieder Wärme unter die Jacke gefahren. Der Regen gab nach, blaue Himmelsflecken ließen zumindest auf ein gutes Ende hoffen. Im ständigen Auf und Ab führte die Straße uns zur Ourthe Occidence. Der „westlichen Urt“ folgten wir bis zum Campingplatz Tonny in Amberloup. (Tourdaten: 145 km, 1900 Höhenmeter, den ganzen Tag Gegenwind)
In der kleinen Campingbar konnten wir uns gleich an kalten Getränken aufwärmen, bis die Begleiter mit Gepäck und Essen eintrafen. Der kleine Campingplatz Tonny ist zwischen der hier aufgesplitteten Ourthe Occidence sehr schön in einer Wiesen- und Waldumgebung gelegen und als Ausgangspunkt in die südlichen Ardennen sehr empfehlenswert. Nachdem das Equipment aufgestellt war, konnten wir noch einen schönen Abend an der frischen Luft verbringen, das Gulasch der Bahnhofsvision verdrücken und die Flüssigkeitsspeicher für den zweiten Tag laden.
Donnerstagmorgen, 9 Uhr, Camping Tonny, Regen.
Frühstück unter dem Zeltdach, es regnete, es hörte wieder auf, es regnete. In einer der Regenpausen fuhren wir, verstärkt mit den Nachgekommenen jetzt mit 1 Fahrerin und 7 Fahrer los. Um es vorwegzunehmen: es tröpfelte noch ein wenig und dann sind wir nicht mehr nass geworden, teilweise lachte uns die Sonne an und die Fahrt durch die südlichen Ardennen wurde zum Genuss. Tolle Landschaft, schönes Licht im Wechselspiel von Sonne und Wolken, kleine nahezu verkehrsfreie Landstraßen durch verschlafene Ardennendörfer, vereinzelt vorhandene Bewohner klatschten und riefen uns ein freundliches Bonjour hinterher.
Tillet, Tronquoy, Gribomont um nur ein paar Dörfer zu nennen, es ging hoch, teilweise recht steil, oder runter, kaum ein Stück flache Strecke, die Höhenmeter liefen auf. Nach etwa 42 km dann der Sturz in das Tal der Semois, mit 20 % Gefälle ging es hinab nach Herbeumont. Wer sich jetzt allerdings auf eine Talfahrt freute, wurde enttäuscht. Die Semois ist größtenteils ein naturbelassener Fluss und wird nicht von Straßen begleitet. Also nach kurzer Fahrt bis Mortehan über einen 5 km langen Anstieg aus dem Tal und gleich wieder runter nach Dohan an die Semois. Ein kurzes Stück über eine gesperrte Straße (Erdrutsch), ein kleiner Schwenker über einen geteerten Weg und da war er, der Knüppel des Tages: Cote Les Enclaves, 1000 m lang, Höhenunterschied etwa 130 m, im Schnitt also 13%, max. 18 % Steigung. Danach steile Abfahrt nach Bouillon mit wunderbarem Blick über Stadt und Burg (wer hat den Kopf gehoben?).
Nach einem Kaffee und einer Tarte Au Riz ging es über einen 6 km langen gemäßigten Anstieg wieder auf die Höhe und – na klar – gleich wieder im Krähensturzflug hinab an die Semois nach Poupehan und – genau so klar – wieder über 7 km 230 m höher. Nach einem letzten Blick über das wunderschöne Tal der Semois führte die Strecke wieder über die Höhen, flach wurde es aber nicht. Abwechselnd bergauf oder bergab, teils steil, teils richtig lang oder beides. Nach 123 km wurde hinter Vesqueville mit 539 m üNN der höchste Punkt der Runde erreicht. Von dort ging es aber dann tatsächlich die letzten 10 km bis Amberloup nur noch bergab. (Tourdaten: 133 km, 2100 Höhenmeter)
Ein besonderes Lob für Julian, der bis zum letzten Höhenmeter gekämpft hat und die Tour zu Ende fuhr. Einen 3-fachen Tusch für Jutta, die als 1. Frau den Krähenflug bravourös bestritt und souverän zu Ende fuhr. Sie erlangte damit den großen Krähenflugschein.
Die Begleiter unternahmen am Tag eine schöne ausgedehnte Wanderung durch Täler, Wiesen und Wald entlang der Ourthe Occidence.
Für den Abend hatten Simone und Rob vom Camping Tonny zum Rippchen-Essen geladen. Die Portionen waren radfahrergerecht, der Rest wurde mit belgischen Spezialitäten erledigt (Cuvée de la Jonquille, Jupiler). Der Abend klang an einem großen Lagerfeuer aus. (Wer hat es noch entzündet? Michel, Jürgen?).
Freitagmorgen, 9 Uhr, Camping Tonny, trocken.
Was, wieder kein Regen! Rückflugtag. Zu fünft machten wir uns mit dem Rad auf den Weg nach Hause. Über die N826 bis nach Houffalize, nicht so schön wie an den Tagen zuvor, aber wieder ständig Achterbahn. Bei Sommerain hatte Albrecht dann die einzige Panne der Tour als er sich in einem Baustellenstück die Decke aufschlitzte. Montleban, Ottre, Vielsalm, mit Tempo das Salmtal hinab bis Coo und über La Rosier nach Spa. Bei Nivezé fing es an zu tröpfeln, in Tiége regnete es wieder, und diesmal war es noch kalt dazu. Solwaster, Jalhay, Gileppe, Wesertal, Eupen, gegen Kälte und Regen hilft Tempo. Wesertalsperre, Raeren, Badewanne. (Tourdaten: 133 km, 1800 Höhenmeter)
Großen Dank an alle, insbesondere denen die uns mit Gepäck und guter Laune begleitet haben und durch ihre Teilnahme und Einsatz die Tage richtig schön machten.
Strecke und Höhenprofil