Krähenflug Liefrange 2010

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Am 2. Juni gingen die Krähen wieder auf Tour. Ziel war der kleine Ort Liefrange in Luxemburg. Von Mittwoch bis Freitag wurden rund 440 km zurückgelegt, viele Hügel überwunden und 2 Bäckereien leer gefuttert.

Tag 1, Kornelimünster – Liefrange, 140 km, 1850 Höhenmeter

Das Wetter sollte es mal wieder gut meinen. Ein sonniger Mittwochmorgen, leichter Wind aus Nord bei Fahrtrichtung Süd von Kornelimünster nach Liefrange.

Die ersten Kilometer über gewohntes Terrain, von der Bahnhofsvision nach Raeren und Eupen. Dann der erste kleine Formtest. Mit 2-stelligen Prozenten an der Kügelgasse hinauf zur N62. Danach aber locker weiter hoch in Richtung Baraque Michel durch den Wald und der obere Teil auf der N62 mit (zu)viel Verkehr, dank Rückenwind ging es aber recht zügig voran. Bei Botrange – dem höchsten Gipfel von Belgien – waren dann nach etwa 37 km auch schon 700 Höhenmeter abgearbeitet.

Bergab nach Robertville, vorbei am entleerten Stausee, Bruyères und Waimes, Ondenval. Die Straßen wurden kleiner, der Verkehr weniger, die Landschaft immer schöner. Durch das Tal der Ambleve nach Montenau und Deidenberg, rüber nach Born und durch hügelige Wiesenlandschaft wurden Nieder- und Ober-Emmels, Rodt, Crombach, Braunlauf, Thommen nacheinander passiert.

Über 3 Stunden Fahrzeit, 85 km gefahren, der Hunger peinigte die Krähen. Erlösung dann in Espeler. Die Bäckerei Lenzen wurde umzingelt, besetzt, leergekauft. Etliche Reisfläden und Eclaires später ging es weiter zur luxemburgischen Grenze.

Nach einem kurzen Stück auf der N7 rechts ab nach Huldingen und ab jetzt führte die Strecke fast ausschließlich über kleine verkehrsfreie Wirtschaftswege von Ort zu Ort. Dank Garmin am Rad von Wolfgang konnte der Streckenverlauf zügig abgefahren werden. Auf und ab, durch Wiesen, vorbei an Rapsfeldern, Gerste, Dörfer tauchten am Wegrand auf und verschwanden am nächsten Hügel. Die Landschaft berauschte, kein Auto störte den Genuss. Weiler, Hoffelt, Troine, Troine-Route, Allerborne, Oberwampach, Niederwampach. Kleine Anhäufungen von Häusern und Bauernhöfen, Kühe auf den Wiesen, Sonne im Gesicht, was für ein Tag. Teils putzige oder grelle Farben, mit denen die Hausbesitzer ihre Häuser zu Landmarken erklärt hatten.{multithumb thumb_width=100 num_cols=6}

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Die Täler wurden immer tiefer, die Ab- und Auffahrten entsprechend länger. Bei Schleif ging es in ein ordentliche Steigung nach Grümmelscheid und gleich auf eine holprige Abfahrt wieder hinunter in ein Tal und wieder hoch auf die Ebene. Jetzt half kein Wind mehr und bei einigen brannten die Kerzen schon auf Sparflamme. Weiter mit Unrhythmischem auf und ab nach Doncols, Sonlez, Harlange. Plötzlich stand auf einem Verkehrsschild “Liefrange” und ein jeder holte noch einmal des Letzte aus seinem Eclair, aber es ging auch lange bergab nach Bavigne an den Lac de la Haute Sûre. Entlang am See sah Marco schon Hügel bei jeder Teppichwelle, das Tempo wurde noch einmal erhöht, bevor es über ein Wehr ans andere Ufer ging und der kleine Schlussanstieg nach Liefrange wieder Freude bracht.

Camping Liefrange, die nette Frau Feider begrüßte uns auf ihren schönen Platz und das Warten auf die automotorisierten Teilnehmer mit der Ausrüstung wurde für ein Hofferdinger genutzt. Zelte aufbauen, Duschen, Essen bereiten. Die Bahnhofsvision hatte wieder ein großartiges Gulasch mit Nudeln spendiert – vielen Dank.

Tag 2, Liefrange – Liefrange, 134 km, 2500 Höhenmeter

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Der kühle Wind hatte sich gelegt und nach einem umfangreichen Frühstück wurde zur Rundtour durch Luxemburg gestartet. Da Garmin noch nicht ganz wach war, wurde der erste Abzweig gleich verpasst, was 2 km mehr zum Einrollen brachte. Dann ging es aber gleich zur Sache, Abfahrt und wieder steil hoch nach Mecher, wieder hinab nach Bavigne, wo wir uns wieder auf Stauseeniveau befanden, hoch auf die Ebene, hinab nach Surré, weiter in das Tal der Surbich und über die belgische Grenze nach Tintange, das natürlich wieder oben lag. Von dort dann in das Sauertal und entlang der Sauer (Sûre) die hier die Grenze zwischen Belgien und Luxemburg bildet durch das Tal bis Grumelange.

Der Weg zurück nach Luxemburg brachte den ersten langen Anstieg über 3,5 km hoch nach Flatzbour. Nach einem weiteren Hügel bei Holtz ging es dann lange bergab und wir entfernten uns fürs Erste von den tiefen Tälern. Über kleine Orte wie Colpach-Haut, Bas, Ell, Beckerich, Elvange, Rippweiler, Evelange ging es durch hügeliges Wiesenland bis der Hunger sich meldete. Bei Schandel und Vichten (ohne Bäckereien) wurden die Hügel schon höher, in Merzig wurde dann die ersehnte Bäckerei gefunden und … naja, kann sich ja jeder denken.

Ein paar Kilometer ging es noch recht flach weiter. Bei Niederfeulen machte Garmin eine Streckenänderung, was uns eine schöne lange Fahrt entlang der Wark durch das Tal bis Welscheid bescherte. Der Anstieg nach Scheidel ist von dort kürzer, hat dafür aber mehr Höhenmeter (2,9 km im Schnitt 6,4%). Über Kehmen nach Bourscheid, von der Höhenstraße reicht der Blick weit über Luxemburg, im Norden  wieder das Sauertal, im Süden die Alzette. Die Burg von Bourscheid taucht auf, durch den Ort und in rasender Abfahrt hinab an die Sûre und nach Goebelsmühle, hier superscharf links und auf in den nächsten Hügel nach Sch(l)indermanderscheid (3,6 km im Schnitt 5,6%).

Kurz über die Hochebene bis Consthum, Abfahrt in das Tal der Woltz und gleich wieder hoch nach Alscheid mit bis zu 16% Steigung (2,3 km im Schnitt 5,9%). Vorbei an Koenerhof und dann ging es rasant bergab: in engen Serpentinen stürzte die Straße hinab nach Kautenbach in das Tal der Wiltz. Die Tortour war aber noch nicht ganz zu Ende, kurz über die N25 und wieder links ab in den Berg nach Nocher (3,2 km im Schnitt 5,5%). Von Goesdorf dann zum dritten Mal die Abfahrt in das Tal der Sûre. Jetzt kamen die Erholsamen 3 km entlang der Sauer bis Esch.

Überwältigend schön, wenn plötzlich hinter einer Straßenbiegung das mittelalterliche Städtchen an der Sauerschleife und von der Burgruine überragt in den Blick gerät. Wir fuhren entlang der Sauer um den Ort herum bis zur Brücke nach Kaundorf. Noch hingen die Augen auf die schönen Stadthäuser und der Burgruine, Blick nach vorne – Schreck in den Beinen. Vor uns eine Wand von Straße, erst sausausteil, dann nur noch sausteil – 2 km im Schnitt 9,2%.

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nur mal so – die letzten 52 km

Die Stimmung im Peleton war auf dem Höhepunkt, auf den letzten 45 km wurden 1100 Höhenmeter überwunden – und jetzt das. Oben angekommen folgte mir Joi und meinte, dass die große Freude im Peleton mich als Streckenplaner treffen könnte. Ich entschied, nicht zu warten, um die Glückwünsche entgegen zu nehmen und begab mich auf dem schnellsten Weg zum Ziel und unter die Dusche.

Am Abend hieß es: Speicher auffüllen. Essen, trinken, bei einigen dauerte es bis 2:30 Uhr bzw. bis es Frau Feider reichte.

Tag 3, Liefrange – Kornelimünster, 143 km, 1700 Höhenmeter

Schwer waren die Beine (und der Kopf). Nach dem Frühstück alles in den Bulli gepackt der abwechselnd nach Hause gefahren wurde. Die Rückfahrt entsprach weitgehend der Hinfahrtstrecke. Die Bäckerei Lenzen in Espeler hatte zum Glück wieder aufgefüllt. Ab Baraque Michel fuhren wir duch den Wald hinab zur Gileppetalsperre und durch das Wesertal nach Eupen.

Es wurde nicht nur Rad gefahren. Die radlosen Teilnehmer waren nicht ratlos und verbrachten schöne Tage am Lac du Haute Sûre und bei einer Wanderung nach Esch-sur-Sûre (Fotos unten von Jürgen).

Krähenflug 2019

Strecke und Höhenprofil

Top Platzierungen beim MHA Triathlon
Es ging um die Wurst
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